Der Grandpianohall Blog.


 

In diesem Blog gibts es wissenswerte Informationen über die Restaurierung von Flügeln, Klaviermarken, Firmengeschichten, Konzerte, interessante MusikerInnen sowie ausgewählte Internetseiten zum Thema. Viel Spaß!

 

Der Flügel von Glenn Gould

CD 318


 

Wir von Grandpianohall sind Fans von Glenn Gould. Der berühmte kanadische Pianist wurde vor allem durch seine Einspielungen von Johann Sebastian Bach bekannt. Dieser Blogeintrag handelt von seinem ebenfalls bekannten Flügel, über den schon viel geschrieben wurde. Es ist ein Steinway D aus der Konzertabteilung (von Steinway) mit der Nummer 318, daher der Name CD 318. Die Seriennummer des Instruments ist 317194, welche besagt, daß das Instrument in der New York Fabrik von Steinway 1945 gebaut wurde.

 

Wie viele Konzertpianisten war auch Glenn Gould sehr wählerisch bei der Suche nach einem geeigneten Flügel für seine Aufnahmen und Konzerte, die er damals noch gab. 1960 brauchte er ein neues Instrument, da ein Transportunfall seinen Steinway 174 zerstört hatte. Er hatte schon viele Flügel in der Steinway Fabrik in New York ausprobiert, war aber mit keinem so richtig zufrieden.

 

Irgendwann erinnerte er sich an einen Steinway D, worauf er als Kind kurz nach dem 2. Weltkrieg bereits in Eaton´s Hall in Toronto gespielt hatte – und das war CD 318 – den Steinway ihm als eine Art Dauerleihgabe überlassen hatte. Er liebte den schlanken und transparenten Klang des Instruments, der ideal für seinen schnellen und leichten Anschlag war. Nichtdestotrotz wurde noch viel »Arbeit« in den Flügel investiert, um den Anschlag noch leichter zu machen – stark von der Steinway Norm abweichend. Ich gehe davon aus, daß Gould damals einer der anspruchsvollsten Kunden für die Steinway Techniker war. Es was ziemlich außergewöhnlich, so daß viel Arbeit an einem Flügel verrichtet wurde, daß ihm gar nicht gehörte. Glenn Gould kaufte das Instrument erst im Jahr 1980.

 

Die nächsten Jahre reiste das Instrument mit ihm zu allen Orten wo er Konzerte gab – bis Gould 1964 abrupt mit den Konzerten aufhörte. Er nutzte CD 318 für fast alle seine Aufnahmen für Columbia bis circa 1980 – demnach war der Flügel sehr viel unterwegs; vor allem zwischen Toronto und New York, wo sich das Aufnahmestudio von Columbia befand.

 

In 1971 wurde CD 318 nach Cleveland transportiert. Gould hatte zugesagt in Cleveland Beethoven‘s Klavierkonzert in B und Grieg‘s Klavierkonzert in A mit einem Orchester aufzunehmen – zur Überraschung aller Fans nach einer Pause von sieben Jahren. Das Klavier ging auf die Reise, aber Gould reiste nicht hinterher, da er anscheinend eine Grippe hatte. Das Ende der Geschichte war, daß die Aufnahme gar nicht mehr stattfand und der Flügel nach Toronto zurücktransportiert werden musste. Dabei wurde das instrument sehr beschädigt, weil es von einer Rampe fiel: Die Platte war an vier verschiedenen Stellen gebrochen, die Tasten waren herausgesprungen und der Resonanzboden war zersplittert. Steinway brauchte lange um das Instrument zu reparieren. Der Klang hatte wohl nicht gelitten, aber der die Klaviermechanik war nicht mehr wie zuvor. Glenn Gould spielte aber dennoch bis 1980 auf der CD 318 – ab da entschied er sich auf einem Yamaha C9 Flügel zu spielen, den er für seine zweite Aufnahme der Goldberg Variationen im Jahr 1981 nutzte,. Es war eine seiner letzten Aufnahmen kurz vor seinem Tod. Es gibt CD 318 immer noch - das Instrument wurde vor ca 5 Jahren restauriert und steht nun in der kanadischen Nationalbibliothek in Ottawa.

 

Was will uns diese wahre Geschichte sagen? Glenn Gould spielte 20 Jahre lang auf einem Gebrauchtflügel von Steinway. Er liess das Instrument solange optimieren, bis es seinen individuellen Anforderungen als Pianist entsprach. Last not not least: Privat hatte Gould noch zwei weitere Flügel – einen Chickering, auf dem er schon als Kind gespielt hatte sowie einen Steinway B.

 

Wie klang CD 318? Hören Sie selbst: anbei 2 Videolinks: im ersten Video spielt Gould Auszüge aus dem Wohltemperierten Klavier - im zweiten Video spielt Lang Lang auf CD 318 (2012).

 


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